Allgemeines
Motzlar liegt in der thüringischen Rhön im Biosphärenreservat Rhön mitten im idyllischen Ulstertal zwischen Bad Salzungen und Fulda. Seit 1994 gehört Motzlar mit Schleid, Kranlucken und Zitters zu der Einheitsgemeinde Schleid In dem Rhöndorf findet der Besucher schöne rhöntypische Hofanlagen mit Fachwerkbauten, Nutzgärten, Streuobstwiesen und eine sehenswerte, neugotische Kirche. Die katholische Kirche mit der Dorflinde sowie mit einem kleinem Dorfplatz und Gemeinschaftsbackhaus, bilden den zentralen Ortskern des Dorfes. Durch das Dorf fließt die Ulster, mit deren Wasserkraft früher eine Mühle angetrieben wurde und heute wieder Strom produziert wird. Im Ort befinden sich gut erhaltene Fachwerkbauten und Hofanlagen. Bildstöcke, Hochkreuze und Hausfiguren zählen zum religiösen Kulturgut.
- Gesamtfläche: 878,62ha
- Davon Siedlungs- und Verkehrsfläche: 138,53ha
- Einwohner: 337(Stand 01.12.2015)
- Höhenlage: 305 - 330 ü. NN
Motzlar um 1920
Allgemein
Motzlar gehört zu den ältesten Dörfern des Geisaer Landes. Das Dorf wurde am 9. September 1186 erstmals urkundlich genannt. Fränkische Siedler brachten den Ortsnamen im 7. oder 8. Jahrhundert mit in die Rhön. “-lar“ bezeichnet einen offenen Fleck im Wald, der mit einer Wasserstelle versehen und als Weideland geeignet ist. 1724 unternahm der Fuldaer Historiker Schannat, den Versuch den Umfang des Tulifeldgaues, wie es Mitte des 9. Jahrhunderts bestand, nachzuziehen. Dabei zeichnete er „Muzzelers“ ein. Der Ort war und ist landwirtschaftlich geprägt. Starken Einfluss auf die Entwicklung des Ortes hatte die Lage unmittelbar an der Innerdeutschen Grenze von 1945 bis 1990. So verlor der Ort in dieser Zeit seinen seit 1909 bestehenden Anschluss an die Ulstertalbahn, der zur Gemeinde gehörende Weiler Langwinden wurde 1972 entvölkert und im Zuge der Grenzsicherung abgerissen.
Katholische Kirche
Schon um das Jahr 1500 gab es in Motzlar eine Wehrkirche. Ob vorher auf der kleinen Anhöhe in der Dorfmitte bereits ein Heiligtum gestanden hat ist unbekannt. Das alte Gotteshaus war im spätgotischen Stil erbaut. Im Laufe seiner Geschichte wurde es barock umgeformt.
Die Kirche wurde 1908 bis auf einen Teil des Turms, abgetragen. Nach einjähriger Bauzeit an ihrer Stelle die heutige Kirche errichtet. Kirchenpatrone sind der heiligen Valentinus (14.2.) als Schutzpatron gegen die „fallende Sucht“ und die heilige Barbara. (4.12.)
Das Gotteshaus wurde ab 2002 unter überaus tatkräftiger Mithilfe der Einwohner grundlegend saniert und im Dezember 2005 neu eingeweiht.
Innenraum der Kirche
Feuerwehrverein
Der Feuerwehrverein hat 89 Mitglieder, damals 9 aus der Jugend und 14 Mitglieder der Alterskameraden. Der Verein unterstützt die Freiwillige Feuerwehr Motzlar bei der Förderung des Brandschutzes, der Allgemeinen Hilfe, des Katastrophenschutzes, des Rettungswesens und des Umweltschutzes. Sie arbeiten zusammen am Brandschutz, der allgemeinen Hilfe, des Katastrophenschutzes, des Rettungswesens und des Umweltschutzes. Der Feuerwehrverein fördert und betreut die Angehörigen der Jugendfeuerwehr und der Alterskameraden. Ebenso ist er zuständig für die Pflege des Museums und richtet Feste und Jubiläen aus.
Persönlichkeiten
Pfarrer Ludwig Nüdling
Ludwig Nüdling war ein Sohn der Rhön, am 26. Februar 1874 in Poppenhausen an der Wasserkuppe geboren und dort aufgewachsen. Er erwarb seine Gymnasialausbildung als Internatsschüler in Bamberg. Nach seinem Theologiestudium wurde er 1897 zum Priester geweiht, war Domkaplan in Fulda und jeweils für mehrere Jahre Seelsorger im Spessart, Vogelsberg und Kinzigtal. In dieser Zeit hatte er seine ersten literarischen Erfolge. Neben Gedichten und Erzählungen konnte er zwei Bücher veröffentlichen. Sein literarisches Schaffen erstreckte sich über ein halbes Jahrhundert und fand weit über die heimischen Grenzen hinaus Beachtung und Anerkennung. Als katholischer Schriftsteller war er auch im Rundfunk und im deutschsprachigen Ausland bekannt. Nüdlings Mitarbeit am „Kommunionglöcklein“, einer Monatszeitschrift für Erstkommunikanten, ist für seinen Ruf als Schriftsteller von entscheidender Bedeutung. Als Herausgeber dieser Schriftenreihe wie auch des später von ihm gegründeten „Fähnlein der Getreuen“ hat er auf die religiöse Bildung mehrerer Generationen Einfluss. Sein Volksschauspiel „Die Schutzfrau von Münnerstadt“ wird auch heute noch seit über 70 Jahren auf dem Anger der Stadt alljährlich aufgeführt. Nach dem I. Weltkrieg wird Pfarrer Nüdling nach Kleinsassen versetzt. 1933 wird er von dee Gestapo abgeholt, verhört und wieder frei gelassen. Pfarrer Nüdling bittet um seine Pensionierung. Der Bischof stimmt dem Anliegen zu. 1938 zieht sich der Priester zu seiner Verwandtschaft auf den Oberrothof zurück. Aus dem Auszugshaus des Hofes wird eine Klause – die Roßbergklause. Bereits seit seiner Kindheit verehrt Ludwig Nüdling in besonderer Weise Maria, die Mutter Gottes. Die Zahl seiner Marienlieder übersteigt alle anderen Lieddichtungen. Seine letzten sind das Motzlarer Marienborn-Lied und das Schneefest-Lied von Schleid. Am 29. März 1947 verstirbt der Pfarrer und Dichter und wird auf dem Friedhof von Motzlar beigesetzt.
Conrad Lautenbach
Conrad Lautenbach war ein Schriftsteller und evangelischer Prediger. Er gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten aus Motzlar. Der evangelische Geistliche und Schriftsteller wurde in „Mutislar“ (Motzlar) 1534 geboren. Von den Eltern des begabten und wissbegierigen Jungen ist nichts bekannt. Das Geisaer Land blieb damals von den Ideen Luthers nicht unberührt. Lautenbach besuchte Schulen in Eisenach und Nordhausen, wo er wahrscheinlich mit der Reformation noch näher in Berührung kam. Als fahrender Schüler durchreiste er weite Teile von Deutschland. Nach Erfurt, Frankfurt am Main, Mainz und Heideberg kam er im März 1553 nach
Straßburg, wo er sich niederließ. In den drei Jahren durchlief er alle Klassen des Gymnasiums und wurde 1556 an der Universität aufgenommen, wo er Theologie und Philosophie studierte. Auf Empfehlung seines Lehrers wurde er schon ein Jahr später Prediger in Mundelsheim, musste jedoch nach einigen Monaten die Stelle wieder aufgeben und fand eine Anstellung in Straßburg. Als Philipp der Ältere in der Hanauer Grafschaft die Reformation einführte, setze er 1562 Lautenbach als Prediger in Neuweiler ein. Nach zwei Jahren ging er nach Hunkweiler und fand hier Muse Muse für sein
e schriftstellerischen Arbeiten. Kurfürst Ludwig, der davon hörte, lud ihn nach Heidelberg ein und sagte ihm Unterstützung bei seinem literarischen Schaffen zu. Er übertrug ihm die Neuordnung seiner Bibliothek, was zwei Jahre dauerte. Als der Kurfürst starb, verließ Lautenbach Heidelberg und ging zurück nach Straßburg. Zwei Monate später erhielt er eine Berufung als Prediger an die Katharinenkirche in Frankfurt, wo er noch 10 Jahre, bis zu seinem Tod am 18. April 1595 wirkte. Zu seinen Werken zählen wissenschaftliche Arbeiten, Dichtungen und Übersetzungen, darunter: „Von Hexen und Unholden“ oder „schöne Kleidung und Trachten der Weiber höheren und niedrigen Standes“. In einem seiner Pseudonyme nimmt er Bezug auf seinen Heimatort „Thrasibulusb Torrentinus Mutislariensis“.
Weiterführende Literatur:
- „100 Jahre Kirche Motzlar“ (2009), Autorengemeinschaft
- „700 Jahre Rothöfe“ (2009), Bruno Leister
Mariengrotte
Beim ehemaligen Brunnenhäuschen am Fuße des Rockenstuhls haben die Motzlarer eine Mariengrotte errichtet. Gestaltet ist diese als ,,Maria Brunnquell aller Gnaden“.
Die Motzlarer gelobten den Fall, dass ihr Dorf im Zweiten Weltkrieg unzerstört bliebe, die Einrichtung dieses Heiligtumes. Nach einer Anregung von Pfarrer und Rhöndichter Ludwig Nüdling sollte die Gottesmutter als Mittlerin aller Gnaden dargestellt werden. An der Ostseite des Rockenstuhls, in unmittelbarer Nähe einer nie versiegenden Quelle, wurde 1948 eine Nische aus Sandstein, etwa 1,50 Meter breit und 2,00 Meter hoch, gebaut. In der Grotte befindet sich eine von der Erfurter Bildhauerin Hildegart Hendrichs geschaffene Figur mit einem Spinnrocken in der Hand. Sie zeigt die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind, das einen Krug in der Hand hält.
Motzlarer Blasmusikanten
Die Blaskapelle „Die sieben Brummer“ wurde im Herbst 1967 von Theo Jakobi aus Motzlar gegründet. Es kamen immer wieder neue Musikanten hinzu und man gab sich den Namen „Kapelle Oberland“. Der Name „Oberländer“ wurde ihnen aus politischen Gründen verwehrt, weil er zu Assunzionen zur gleichnamigen bekannten Kapelle aus Westdeutschland führte.
1974 legten die Motzlarer Musiker in Bad Salzungen unter der Leitung von Helmut Fischer die damals notwendige Prüfung ab und erreichten dabei gleich die „Mittelstufe“. Auch heute noch bereichern die Blasmusikanten zahlreiche kirchliche und weltliche Feste.
Das Feuerwehrmuseum
Das Feuerwehrmuseum in Motzlar war ursprünglich das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr. Erbaut wurde es im Jahre 1920. Seit 2001 ist es Museum. Besonders der über 10 Meter hohe Schlauchturm, in dem auch heute noch die Schläuche nach einem Einsatz zum Trocknen aufgehangen werden, ist sehenswert. Weiterhin gibt es historische Technik, Feuerwehruniformen und Informationen zur Geschichte der Feuerwehr Motzlar zu besichtigen.
Führungen sind ganzjährig möglich. Anmeldung unter Telefon 0175/1491319.
Karnevalsgruppe
Alljährlich wird in Motzlar ein bunter Fastnachtsabend mit zahlreichen Beiträgen, die das Motzlarer Dorfgeschehen oft treffend glossieren organisiert.
Dorflinde
Die neben der Kirche stehende Dorflinde ist seit altersher Treffpunkt des Ortes und Schauplatz für den jährlichen Lindentanz zur Kirmes. Sie steht heute unter Denkmalschutz.
Die Dorflinde bildet mit der Kirche, dem Dorfplatz und dem Backhaus die Dorfmitte.
Backhausfrauen
Die Frauen von Motzlar haben sich dem gemeinsamen Backen und dem Erhalt rhöntypischer Backspezialitäten verschrieben. Sie laden zum Backhausfest zu regionalen Backhausspezialitäten wie „Rhöner Dätscher“ und „Zwiebelsploatz“.
Kirmesjugend
In Motzlar wird die Tradition der Kirchweih, wie in allen Orten des Geisaer Amtes, noch intensiv gepflegt. Alljährlich am letzten Septemberwochenende ist Kirmes in Motzlar. Vier Tage lang feiert das gesamte Dorf. Höhepunkt des Festes ist der Lindentanz. Danach trifft sich Jung und Alt, Groß und Klein im Festzelt bei Kaffee und Kuchen zur Kinderkirmes.
Der Rosenkranzverein
Die Mitglieder wollen das Rosenkranzgebet nicht in Vergessenheit geraten lasse. Sie beten jeden Tag ein, sich wechselndes, Gesetz vom Rosenkranz. Im Ort gibt es den Rosenkranzverein Oswald und den Rosenkranzverein Gimpel (Koppe). Seit wann der Verein genau besteht ist nicht bekannt, jedoch war in frühen Jahren die Mitgliederzahl wesentlich höher. Die beweisen Mitgliedsbüchlein, welche sich im Pfarrarchiv Schleid befinden.
Der Schönstatt-Pilgerkreis
In Motzlar gibt es diesen Pilgerkreis seit 1999. Das „Projekt Pilgerheiligtum“ begann in Deutschland mit dem Christusjahr 1997. Es ist eine Initiative der internationalen Schönstattbewegung, um das Jubiläum der Geburt Christi im Jahr 2000 in den Gemeinden und Familien vorzubereiten. Innerhalb dieses Kreises pilgert das Gnadenbild von Schönstatt während eines Monates von Haus zu Haus. Maria und Jesus werden als Gäste aufgenommen. Die Gastgeber sind Eingeladen mitzuhelfen, während der Zeit des Besuches das Klima in den eigenen vier Wänden positiv zu prägen.