Schleid

Allgemeines

Allgemeines

Schleid liegt in der thüringischen Rhön im Ulstertal zwischen Bad Salzungen und Fulda. Es ist seit 1994 Sitz der Einheitsgemeinde Schleid, zu der noch Motzlar, Kranlucken und Zitters gehören. Der Besucher findet dort noch viele rhöntypische Hofanlagen mit Fachwerkbauten, Nutzgärten, Streuobstwiesen und eine der schönsten barocken Kirchen des Geisaer Landes findet. Die katholische Kirche „Maria vom Schnee“ mit der Dorflinde sowie das geschmackvoll renovierte Pfarrhaus mit kleinem Dorfplatz auf dem sich ein Gemeinschaftsbackhaus befindet, bilden den zentralen Ortskern des Dorfes. An Schleid vorbei fließt der Kohlbach. Ein kleiner Mühgraben diente früher zur Energieversorgung der Mühlen. Heute ist der Ort bekannt durch das „Schneefest“ – den größten volkstümlichen Verlöbnistag des Bistums Fulda, der seit 1626 jährlich am 5. August begangen wird.

  • Gesamtfläche: 536,14 ha
  • Siedlungs- und Verkehrsfläche: 138,53 ha
  • Einwohner: 380 (Stand 01.12.2015)
  • Höhenlage: 295-310 ü.NN

Allgemein

Geschichte

Schleid wurde erstmals gesichert 1186 urkundlich erwähnt. In einer Urkunde des Abtes Konrad von Fulda treten die fuldaer Ministerialen Hertnid und Gerlach von Schleid (Sleitahe) als Zeugen auf. Zu dieser Zeit bestand schon die Pfarrei Schleid. Sie ist nachweislich die älteste Pfarrei, die Mutterpfarrei des mittleren Ulstertales. Sie erstreckte sich von Lahrbach bis nach Pfersdorf und gehörte zur Fürstabtei Fulda. Der erste erwähnte Pastor von Schleid war 1308 Berthold von Heringen.
Zwischen dem 11. Und 12. Jahrhundert lösten sich die einzelnen Filialen von der Mutterpfarrei. Die letzte Trennung geschah 1737, als Kranlucken zur eigenständigen Pfarrei erhoben wurde.
Der 30jährige Krieg brannte großes Elend und not über die Bevölkerung. Mehrmals wurde die Rhön von Schweden, Franzosen und Kroaten geplündert. Während dieser Zeit brach im April 1626 die Pest in der Region aus. Von Mai bis August starben in Schleid und Kranlucken 430 Personen. In dieser schrecklichen Not wanden sich die Menschen an die Gottesmutter Marie und gelobten auf ewige Zeiten das Fest „Maria Schnee“ am 5. August feierlich zu begehen.
Der Beginn des 19. Jahrhunderts war für die Dörfer der Rhön wieder durch Kriegsgetümmel gekennzeichnet. Die Scharen des Franzosenkaisers Napoleon plünderten und verlangten hohe Tribute. Auf seinem Rückzug aus Russland kehrte der geschlagene Kaiser in Buttlar (8 km von Schleid) ein und brannte das ganze Dorf nieder.
190 wurde in Schleid die Ziegelei und die Bahnstrecke Philippsthal-Tann gebaut. 1952 wurde die Bahnstrecke stillgelegt und abgerissen.
Am 3. Juni 1913 wurde Schleid von einem schrecklichen Hochwasser heimgesucht. Innerhalb einer Viertelstunde war das Dorf überflutet. Die Straße nach Schleid war stellenweise 3 Meter tief aufgerissen, die Wasserleitung zerstört und ein großes Stück des Bahndammes mitfortgeschwemmt.
Während des I. Weltkrieges starben 22 Männer an der Front. Durch die Besetzung der russischen Truppen kam Schleid nach dem II. Weltkrieg zur russischen Besatzungszone und durch die Teilung Deutschlands zur DDR. Durch die grenznahe Lage lag es im Sperrgebiet. 1961 wurde zwanghaft die Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) durchgesetzt. Dadurch wurde der private Landbesitz genossenschaftlich. Im Oktober 1989 fanden in Geisa (2 km von Schleid) die montäglichen Friedensgebete bis zur Grenzöffnung am9. November des gleichen Jahres statt. Im März 1990 fanden in Schleid wieder die ersten freien Wahlen statt.
Seit 1994 ist Schleid Hauptsitz der gleichnamigen Einheitsgemeinde.

Die Kirche

Sehenswürdigkeiten

Die jetzige Kirche wurde 1736 bis 1746 nach den Plänen des Baumeister Johann Adam Flachner, einem Mitarbeiter des Fuldaer Bauinspektors Andreas Gallasini, durch den Maurermeister Johannes Gallus aus Fulda, erbaut. Er gab der barocken Saalkirche mit Ostturm und Schaufassade die typischen weißroten Farbtöne. Die Kirche gilt als eine der reizvollsten Barockbauten im Ulstertal. Am 25. September wurde sie von Weihbischof Amand von Buseck der Gottesmutter Maria geweiht. 1994 wurde die Kirche einer Außenrenovierung unterzogen.

Weiterführende Literatur: Buch „Kirche Maria Schnee“ (2004) von Bruno Leister

Feuerwehrverein

Kultur und Vereine

Der Feuerwehrverein wurde am 19.11.1993 gegründet. Er unterstützt die Freiwillige Feuerwehr Schleid bei der Förderung des Brandschutzes, der Allgemeinen Hilfe, des Katastrophenschutzes, des Rettungswesens und des Umweltschutzes. Ebenso richtet der Verein Feste und Jubiläen aus.

Karnevalsverein

Kultur und Vereine

Alljährlich organisieren Frauen aus Schleid einen bunten Fastnachtsabend mit zahlreichen Beiträgen, die das Schleider Dorfgeschehen oft treffend glossieren. Der Erlös fließt einem guten Zweck zu.

Persönlichkeiten

Geschichte

Pater Eugen Büchel

Zu den Persönlichkeiten des Ortes zählt Pater Eugen Büchel, der als Jesuit und Indianermissionar eine Missionsschule in Amerika gründete und als der Grammatikverfasser der Lakotasprache gilt. Pater Eugen Büchel wurde am 20. Oktober 1874 in Schleid geboren. Seine Mutter starb am 11. August 1881. Ein halbes Jahr später, am 8. Februar 1882 verstarb auch sein Vater. Eugen Büchel hatte neun Geschwister, von denen vier bereits als Kleinkinder und ein Bruder im Alter von 26 Jahren verstarben. Er wuchs unter der Obhut von vier älteren Geschwistern auf, besuchte zunächst die Volksschule und wechselte später auf das Gymnasium in Fulda. Im Jahre 1896 begann er zu studieren und vollendete zwei Semester am Priesterseminar in Fulda. 1897 trat er dem Jesuitenorden bei und ging nach Blyenbeek, Holland. Im Sommer 1900 verließ er Europa für immer und nach einer elftägigen Schiffreise erreichte Eugen Büchel am 29. Juli 1914 die Vereinigten Staaten. Zu seinen Geschwistern in Deutschland hatte er nur noch Briefkontakt. Eine spätere Einladung nach Deutschland lehnte er ab, obwohl seine Familie das Geld für die Reisekosten gesammelt hatte. Nach einem kurzen Aufenthalt in den Staaten Wisconsin und Ohio, wo er seine Englischkenntnisse verbesserte, schickte man ihn zunächst auf die 1885 gegründete St. Francis Mission auf der Rosebud Reservation in South Dakota. Die Sioux hatten Vertrauen zu den Jesuiten, denen sie aufgrund ihres persönlichen Mutes mehr Respekt entgegenbrachten. Pater Büchel arbeitete zunächst als Englischlehrer für eine Jungenklasse auf der Rosebud Reservation, wobei er seine ersten Kenntnisse in der Sprache der Sioux erwarb. Während seiner Tätigkeit als Lehrer begann er systematisch Lakotaworte aufzuschreiben, zu übersetzen und zu katalogisieren. Außerdem zeigte er viel Interesse an den alten Geschichten und Legenden der Lakota, die er ebenfalls niederschrieb. In den Jahren 1904 bis 1905 unterbrach Pater Büchel seine Missionstätigkeit in St. Francis und setzte in St. Louis seine theologischen Studien fort. Am 28. Juli 1906 wurde er zum Priester geweiht. Im Jahre 1907 kam er nach St. Francis zurück, wurde jedoch kurze Zeit später zum Leiter der Holy Rosary Mission auf Pine Ridge, der Reservation der Oglala Sioux unter Red Cloud ernannt. Am 25. September 1941 erhielt Eugen Büchel die amerikanische Staatsbürgerschaft. Im Jahre 1923 kehrte Pater Büchel nach St. Francis zurück. Im folgenden Jahr publizierte er seine Bible History, eine gekürzte Fassung der Bibel, die er mit Hilfe einiger Lakotafreunde übersetzt hatte. Am Ende seines Lebens hatte Pater Büchel einen großen indianischen Freundeskreis. Er wurde von seinen geliebten Lakota adoptiert und erhielt den Namen Wanbli Sapa (Black Eagle). Der Jesuitenpater konnte in den letzten Jahren seines Lebens neben Deutsch, Englisch, Latein, Griechisch und Französisch, durch den Dialekt der Lakota fließend sprechen. Pater Büchel verstarb am 27. Oktober 1954, nur sieben Tage nach seinem 80. Geburtstag, an den Folgen eines Schlaganfalls. Auf seiner Beerdigung sollen mehrere hundert Menschen, größtenteils Indianer, ihm die letzte Ehre erwiesen haben. Das Vermächtnis und Andenken an Pater Büchel hält das Buechel-Memorial-Lakota-Museum lebendig.

Pastor Johannes Gutwein

Bekannt wurde Pastor Johannes Gutwein, der als „Pestpfarrer“, durch sein Wirken im 30jährigen Krieg in der Mutterpfarrei Schleid. Johannes Gutwein erhielt 1595 die Zulassung zum Studium am Jesuitenseminar in Fulda. Er kam 1623 von Großenlüder nach Schleid. Hier begann er mit großer Sorgfalt die Kirchenbücher anzulegen und die Angelegenheiten der Pfarrei zu ordnen. Pastor Gutwein war der Initiator des Schneefestes von Schleid und Kranlucken, einem Pestverlöbnis während des Dreißigjährigen Krieges. Vom Mai bis August 1626 waren in Schleid und Kranlucken 430 Menschen an der Pest verstorben. In diesen Monaten hörte der Pastor unentwegt Beichte, wurde in den Nächten zu den Sterbenden gerufen und gab fast täglich den Toten das letzte Geleit. Nach der Schlacht bei Breitenfeld in der die protestantische Union siegte, fiel die Fürstabtei an Hessen und Pastor Gutwein musste die Pfarrei verlassen. Nach der Schlacht von Nördlingen 1634, in der die Kaiserlichen siegten, kehrte Anfang Oktober Pastor Gutwein wieder nach Schleid zurück. Im folgenden Jahr 1635 verstarben in Schleid, Motzlar, Kranlucken, Zitters, Gerstengrund und den Höfen 429 Menschen an der Pest. Die Not wurde schließlich so groß, dass die Pfarrei ihren Geistlichen nicht mehr ernähren konnte. Im März 1639 machte Pastor Gutwein den letzten Eintrag in die Kirchenbücher und ging nach Mainburg. Dort blieb er zwei Jahre und trat danach die Pfarrstelle in Brückenau an, wo er am 30. Januar 1647 starb.

Das Backhaus

Sehenswürdigkeiten

Gegenüber dem Pfarrhaus befindet sich auf einem kleinen Dorfplatz das Gemeinschaftsbackhaus. Am 1. Juni 1997 wurde das Backhaus feierlich seiner Bestimmung übergeben. Früher bucken dort die Familien des Ortes regelmäßig ihr Brot. Die Backhausfrauen von Schleid laden zu bestimmten Anlässen zu regionalen Backhausspezialitäten wie „Rhöner Dätscher“ und „Zwiebelsploatz“ aber auch zu Pizza und Spannferkel ein.

Schleider Musikanten

Kultur und Vereine

Anders, als der Name vermuten lässt, handelt es sich bei den Schleider Blasmusikanten nicht um eine Traditionskapelle, sondern um einen ganz jungen Verein. Die fünf Gründungsmitglieder spielten zu einem runden Geburtstag auf und der Auftritt schlug ein wie eine „Bombe“. Jeder wollte das Quintett hören. Verstärkung gab es ziemlich schnell von den vielen Nachwuchsmusikern aus Schleid, die auch im Jugendblasorchester des Wartburgkreises aktiv sind und waren.

Schneefest

Geschichte

Das Dorf hat ein besonderes kirchliches Fest, das ,,Fest Maria Schnee“. Erstmals wurde es 1626, also im Dreißjährigen Krieg, aufgrund eines Gelöbnisses Pestgelöbnisses gefeiert. Schleid wurde in jenem Jahr von Hungersnot, Pest und Krieg arg mitgenommen. In höchster Not wandten sich die Einwohner an die Maria und gelobten für ewige Zeit, den 5. August hoch feierlich zu begehen. Dieser Termin war der dem Gelöbnis am nächstliegende Marienfesttag, der Weihetag der Kirche Maria Maggiore in Rom.

Die Mariengrotte

Sehenswürdigkeiten

Der Bau der Mariengrotte geschah in Erfüllung eines Verlöbnisses der Gemeinde Schleid in den Nöten des Krieges und zum Dank für den Schutz der Gottesmutter. Die Grotte wurde erbaut von Joseph Berk II und seinen Söhnen Oskar und Karl. Die Steine wurden am Zinkberg gelesen. Die Statue ist geschnitzt von Hildegard Hendrichs aus Berlin. Pastor Quell weihte die Grotte 1948 ein. Seit 1949 befindet sich an der Grotte der vierte Altar bei der Fronleichnamsprozession.

Doppelkopffreunde

Kultur und Vereine

Gemeinsam zum Kartenspielen treffen sich regelmäßig die jungen Männer der Doppelkopfrunde. Ihre Runde organisiert aber auch verschiedene Feste, unter anderem den jährlichen Weihnachtsmarkt und unterstützt in verschiedenster Art und Weise das dörfliche Leben. Der Erlös des von der Doppelkopfrunde organisierten Weihnachtsmarktes wird jedes Jahr gespendet.

Pfarrhaus

Sehenswürdigkeiten

Das Pfarrhaus wurde 1621 erbaut und ab Mitte der 1990er Jahren in mehreren Bauabschnitten grundlegend renoviert, und rekonstruiert. Es ist Sitz und Wohnhaus des jeweiligen Pastors von Schleid.

Backhausfrauen

Kultur und Vereine

Die Backhausfrauen von Schleid haben sich dem gemeinsamen Backen und dem Erhalt rhöntypischer Backspezialitäten verschrieben. Sie laden zu bestimmten Anlässen zu regionalen Backhausspezialitäten wie „Rhöner Dätscher“ und „Zwiebelsploatz“ aber auch zu Pizza und Spannferkel in das Gemeinschaftsbackhaus ein.

Kaplanshaus / Kaplanei

Sehenswürdigkeiten

Das Haus ist das älteste Wohngebäude in Schleid. Auf dem Torbogen ist noch sehr deutlich die Jahreszahl 1591 zu lesen. Zum 365. Schneefest wurde der historische Torbogen von Malerfirma Norbert Schiffhauer aus Motzlar restauriert. Der mittlerweile verstorbene Pfarrer Adelbert Schröter aus Kranlucken weist in seinem Buch „Land an der Straße“ nach, dass diese Gebäude in frühchristlicher Zeit das Pfarrhaus von Schleid war.

Kirmesjugend

Kultur und Vereine

Einmal im Jahr im Herbst feiern die jungen Leute gemeinsam mit dem gesamten Ort das traditionelle Kirmesfest. Dazu gibt es einen festlichen Gottesdienst, den traditionellen Tanz unter der Linde, der von den beiden „Ploatzburschen“ angeführt wird sowie Tanz und Unterhaltung im Festzelt.

Spiel- und Freizeitanlage „Am Ulstertalradweg“

Sehenswürdigkeiten

Mit viel ehrenamtlichen Engagement haben die Schleider Bürger in den vergangenen Jahren eine Spiel- und Freizeitanlage im Ort angelegt. Dort gibt es eine Spielanlage mit vielen Spielmöglichkeiten, ein großes Sandgelände, Tischtennisplatte, Trampolin, Fußballtore sowie eine Freifläche mit Basketballkorb und Skatermöglichkeiten.

Jägerschaft

Kultur und Vereine

Die Schleider Jägerschaft setzte hier im Ulstertal dem heiligen Hubertus ein Denkmal,welches feierlich am 10.05.1998 wärend eines Gottesdienstes eingeweiht wurde.
Die Hubertushütte" Am Schwarzen Born" wurde im Jahre 2000 in Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrsverband Thüringer Wald ,den Schleider Jägern und vielen freiwilligen Helfern in zahlreichen Stunden Freizeit geschaffen.
Dieser Platz kann zur Erholung und Feierlichkeiten genutzt werden.

Ansprechpartner Jägerschaft Schleid Tel: 036967/75264

Kleintierzuchtverein

Kultur und Vereine

Seit 1981 gibt es in Schleid einen Kleintierzuchtverein. Im Oktober 1990 gründete sich der Verein.

Der Kleintierzuchtverein ist spezialisiert auf die Zucht von Hasen und Hühner. Die Mitglieder gehen auf verschiedenste Ausstellungen. Einmal im Jahr organisieren sie das traditionelle Hähnewettkrähen in Schleid, das immer guten Anklang findet.

Kontakt: Kleintierzuchtverein, Vorstand Reinhold Henkel, Telefon: 036967/ 70232